Die Wahl des Lehrers

Im Zen wie in der Kontemplation wird empfohlen, sich einem Lehrer anzuschließen. Das muss nicht am ersten Tag oder im ersten Jahr sein. Aber mit der Zeit sollte man sich ein Herz fassen und sich einem Lehrer anschließen. So schreibt Pater Lassalle in seinem Buch ZEN – Unterweisung:

Denn die große Erfahrung, das Satori (Erleuchtung),
wird nicht durch Worte und Schrift weitergegeben,
sondern durch ishin-denshin:
von Seele zu Seele oder von Geist zu Geist.

Bei Willigis Jäger (Suche nach der Wahrheit. Wege – Hoffnungen – Lösungen, S. 206) heißt es:

Johannes vom Kreuz legt größtes Gewicht auf Seelenführung.
Er meint, wenn jemand ohne Seelenführung ist,
dann ist er wie ein Garten ohne Zaun.

Ausgangspunkt einer Lehrerwahl sollte ein seriöses Meditationshaus sein, in dem Kurse bei einem oder mehreren Lehrern besucht werden. Springt der Funke über, so hat man wahrscheinlich den richtigen Lehrer gefunden. Insbesondere sollte das Einzelgespräch stimmig sein und einen tiefer in die Erfahrung führen. Für weiterführende Informationen sei an dieser Stelle auf die Bücher ZEN – Unterweisung von H. M. Enomiya-Lassalle und Die drei Pfeiler des Zen von Philip Kapleau verwiesen.

Zen-Erfahrungen

Im Zen werden verschiedene Meditationserfahrungen benannt, von denen ich hier die wichtigsten darstellen möchte:

Kensho

Kensho ist japanisch und bedeutet wörtlich übersetzt „Wesensschau“. Es geht also um den Ausbruch aus dem alltäglichen Bewusstsein hin zu einer umfassenden Erfahrung, die auch Erleuchtungserfahrung genannt wird. Kennzeichen ist das Fehlen jeglicher Dualität – es wird die Einheit allen Lebens erfahren. Die Erfahrung führt in absolutes Mitgefühl und grenzenlose Liebe.

Obwohl Kensho semantisch ein Synonym zu Satori ist, wird es für gewöhnlich für eine erste, noch zu vertiefende Erleuchtungserfahrung verwendet, während Satori im Kontext der Erleuchtung von Buddha und den Zen-Patriarchen verwendet wird.

Satori

Satori steht für die große Erleuchtungserfahrung, wie sie ein Buddha oder die Zen-Patriarchen erfahren haben. Es ist die eigentliche Erfahrung im Zen – die Erfahrung der Leere. Oftmals wird das Satori als gewaltiger Ausbruch aus der personalen Eingrenzung erlebt.

Samadhi

Samadhi kommt aus dem Sanskrit und wird wörtlich mit fixieren oder festhalten übersetzt. Die japanischen Entsprechungen lauten Sanmai bzw. Zanmai. Hierbei handelt es sich um einen Zustand tiefer Sammlung. Es ist ein völliges Aufgehen im Meditationsobjekt. Im Zen wird Zanmai nicht mit Erleuchtung gleich gesetzt – auch gibt es hier keine klar abgegrenzten Stufen des Zanmais.

Makyo

Makyo kommt aus dem Japansichen und kann mit „Teufelswelt“ übersetzt werden. Dabei handelt es sich um scheinbare Wahrnehmungen, die als Folge der starken Konzentration auftauchen. Schenkt der oder die Meditierende diesen Phänomenen keinerlei Bedeutung ist er auf einem guten Weg zur Bewusstseinsöffnung.

Quellen: